Vereinschronik 
 


Nach dem Krieg
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Der Neuaufbau nach dem Krieg wurde in erster Linie von Hans Schaaf geprägt, der sich mit ungeheurem Idealismus für den Sport einsetzte. Nachdem er von Lehrer Fürtges, der im Sommer 1946 aus der Gründungsversammlung bei Matthias Maas als Vorsitzender hervorging, ein halbes Jahr später den Vorsitz übernahme, machte er sich sofort daran, das vielgeliebte Fußballspiel aufleben zu lassen, Senioren, sowie zwei Jugendmannschaften begannen ihre Wettkampfrunden. Im ersten Spiel der Senioren traf man auf den Gegner aus Büchel. Das Spiel wurde auf dem Sportplatz hinter den Bahngleisen gegenüber dem Campingplatz ausgetragen. Die Fortunen gewannen das Spiel mit 3 : 1 Toren. An dieser Stelle soll noch erwähnt werden, daß 1947 bis 1948 eine Frauenhandballmannschaft auf dem Sportplatz Feldhandball spielte.

Hans Schaaf war selbst nie Spieler, aber er setzte sich selbstlos für alle ein. Herrliche Anekdoten zeigen uns heute auf, wie man mit Idee und Tatkraft die Sache gefördert hat. So überredete er seine Spieler, bei der Verwandtschaft die 1500 Rasierklingen zu verkaufen, die er bei einem Vertreter erworben hatte. Als Lohn wollte der Vertreter einen Fußball schenken. Verständlich, daß nach der zweiten Verkaufskampagne das ganze Dorf mit Rasierklingen "satt" versorgt war und diese "Fußball-Quelle" versiegte. Das Spieler zu Hause Speck und Eier klauten, um die vom Verband Rheinland für die Vereine beim Kreis zu erhaltenden Bezugsscheine für Trikots "zusätzlich" zu bezahlen, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Selbstverständlich wurde auch wieder Theater gespielt, was in der Nachkriegszeit eine gelungene Abwechslung im Ort war.

"Für Geld kann man alles kaufen", heute mag das zutreffender sein als damals. Denn folgendes spielte sich ab:

Von dem Erlös der Theaterspiele sollten auf Beschluß Fußballschuhe für die 1. Mannschaft besorgt werden. Hans Schaaf und Johann Mohr machten sich also im Februar 1948 mit 3000,- RM (vor der Währungsreform) und viel Verpflegung auf die Reise nach Pirmasens. Abends von Ulmen nach Koblenz, um 04:00 Uhr morgens weiter nach Pirmasens, das die beiden um 23:30 Uhr erreichten. Nach dem Schlaf im Regen und ausgebombtem Bahnhof machten sich die zwei um 07:00 Uhr auf die Socken, um endlich ins Geschäft zu kommen. Aber weit gefehlt: Der Fabrikant wollte kein Geld, sondern Naturalien. Gegen Fett, das pfundweise nach Pirmasens geschickt wurde, kamen immerhin neun Paar Fußballschuhe zusammen. Diese Schuhe hatten auf der Sohle Lederriemen, die quer zur Laufrichtung aufgeschlagen waren.

Aber auch das Fußballspielen hatte in diesen Jahren etwas mit einem Abenteuer zu tun. Nicht zu vergleichen mit der heutigen Spielerbeförderung per Bus oder Auto, wurden die damaligen "Transporte" mit einem kleinen LKW, der mit einem Holzvergaser ausgestattet war, durchgeführt. Dieser Holzvergaser mußte unterwegs mit Holzscheiben gefüttert werden. So kam es öfters vor, daß bei einer Bergfahrt alle Mann von " Bord" steigen mußten, damit zumindest der Lastwagen weiter kam. Ebenso wurden für die Spielertransporte Traktoren eingesetzt!

Als man dann 1951 aus dem Erlös eines Maibaums die gesamte 1. Mannschaft mit Pfeifen ausstaffierte und einen eigenen Spielmannszug in Leben rief, war der Zusammenhalt kaum zu überbieten. Darin spiegelt sich auch die Leistung wieder, die in diesem Jahr erbracht wurde:

7 Ehrenpreise auf Turnieren, bei denen nach dem K.O.-System gespielt wurde, vom Kreistag den "Fairnispreis" und für den Vorsitzenden die Ehrennadel in Bronze. Mansch einer ist darüber wohl neidisch geworden, denn ein Jahr später trennte sich der Spielmannszug vom Sportverein nach internen Querelen, die wohl so groß gewesen sind, daß auch das Theaterspielen eingestellt werden mußte. Nur der aus dieser Zeit stammende traditionelle Maskenball hat bis heute überdauert.

In den Jahren 1953 bis 1963 führten nicht weniger als sechs Vorsitzende den Verein. Es waren die Herren Gerhard Mülders, Adam Kreutz, Franz Stoll, Lehrer Vogt, Felix Schlautmann und Harald Oerters. In diese Zeit fällt der Umzug vom Sportplatz an der Dauner Straße über ein Gelände der jetzigen Richthofenstraße zur Autobahnauffahrt Koblenz.

Bedingt durch den Bau der Autobahn mußte erneut eine neue Spielfläche erstellt werden und so zog man auf das Gelände des jetzigen Sportplatzes. In monatelanger Handarbeit versuchten die Sportler das nasse Gelände zu drainieren. Ohne Baumaschinen, mit Spitzhacke und Schaufel, schaffte man ca. 400 Meter Drainage, doch ganz bekam man den Platz nicht in den Griff. 1966 wurde dann mit öffentlichen Mitteln der Sportplatz von Grund auf renoviert. Während der Renovierung spielte man auf der Wiese von "Gieze Mechel" (Wiese, auf der sich jetzt die Firmen Metallbau Kaspers und Volvo Zirwes befinden). 1971 freuten sich alle Sportler über die Inbetriebnahmen der Flutlichtanlage, die von nun an ein abendliches Training ermöglichte. Mit dem Umbau der Umkleideräume 1978 und Ausstattung mit modernen Duschen, entsprach die Anlage nun endlich den geheimen Wünschen der Sportler. Daß alle diese Maßnahmen durchgeführt werden konnten, ist gar nicht dem Zufall zuzuschreiben.

Denn Pastor Bungart, gerade erst als Pastor in Ulmen in sein Amt eingeführt, wurde sofort Mitglied des Sportvereins und ging, wie es sich für einen Sportler gehört, zur Jahreshauptversammlung in die Sportklause Adams, die seit 1963 als Vereinslokal so manchen Sturm erlebt hat.

Lehrer Oerters, bislang Vorsitzender, war versetzt worden und so suchte ein Häuflein Idealisten (vielleicht waren es 15 Mann) einen neuen Vorsitzenden. "Herr Pastor, wollen Sie nicht?", fragte Günther Esper und er wollte. Herr Pastor Bungart war 22 Jahre an der Spitze des Vereins; ein Mann, der sich von Jugend an dem Sport verbunden fühlte.



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