Am 21. September 1921 wurde der Sportverein im Gasthaus Johann Maas (heute Öllig-Lackes) ins Leben gerufen. Die Männer der ersten Stunde waren Ferdinand Krahe, die Lehrer Braun und Kreuter, Peter Schmitz und Martin Franzen, die aus ihrer Mitte den Dorflehrer Kreuter zum 1. Vorsitzenden wählten. Sinn und Zweck der Vereinsgründung lag in dem Wunsch, an der Meisterschaftsrunde im Fussball teilzunehmen. Anderer Sport war wohl in diesen Jahren kaum gefragt. 1922 gründeten ein paar andere Ulmener Sportler (vorwiegend Jugendliche) als Gegenpol zu "Fortuna" den "Rasensportverein", der mehr den Charakter einer Freizeitmannschaft als den eines Vereins hatte, da ihm eine Satzung fehlte. Seine Fussballmannschaft trat auch nur zu Freundschaftsspielen an. Nach zwei Jahren fusionierten endlich die etwas rivalisierenden Mannschaften.
Zur Unterscheidung der Teams trug man in den ersten Jahren blaue und rote Schärpen, bis Trikots in den Farben weiss/blau und schwarze Hosen bestellt wurden, die jeder Spieler selber bezahlte (abstotterte). Denn der Verein war nicht reich und die Zahlungsmoral war in Ulmen genauso schwach wie in anderen Dörfern. Die monatlichen Mitgliedsbeiträge betrugen zur damaligen Zeit 20 Pfennige. Fussball spielte man auf "Schröders Wiss" (Wiese zwischen der heutigen Wald-und Wiesenstrasse), nachdem auch das "Grummet" unter Dach und Fach war. Das Training fand auf dem sandigen Marktplatz statt, wenn man Zeit hatte und das Wetter mitspielte. Das in dieser Zeit einzige Haus am Marktplatz (Schönhofen) war die eine, der Ulmener Bach, der aus dem jetzigen Jungferweiher herkam, war die andere natürliche Begrenzung. Nicht selten gab es Ärger mit Schönhofens, wenn es richtig zur Sache ging. Und das es zur Sache ging, davon erzählen die Geschichten der Alten, wie diese von Adam Dietzen:
Mit Fussballschuhen in Form hoher Schnürschuhe mit "Stahlkappe" und genagelten Stollen hatte man einen "Bums" der das erst 1926 verlegte elektrische Licht erzittern liess. Klar, dass es dabei auch zu mancher Verletzung kam, die nur der "Pies" heilen konnte. Der Spieler Augustin, der beim Sägewerk Schwarz (jetzt Franzen) beschäftigt war, beschützte die Beine auf seine Weise: Er erfand Schienbeinschützer aus Holz.
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Senioren um 1925
v.l.n.r. stehend: Josef Theisen, Nikolaus Dietzen, Jakob Theisen, Josef Gilles, Anton Dietzen, Alois Krings
kniend mitte: Hubert Hahn, Heinrich Schröder
kniend vorn: Matthias Lenzen, Josef Dietzen, Jakob Esper
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Um die Lederbälle kümmerte sich der Schuster, der die strapazierten Nähte fachgerecht zusammenzog, auch wenn der Ball dabei nicht immer ganz rund blieb. Die Nähte der Bälle bestanden aus Lederriemen, die nicht nur den Schlitz zusammenhielten, sondern auch bei einem Kopfball eine schmerzhafte Erinnerung in Form eines Striemens hinterliessen. Die Kinder spielten mit den ausgedienten Bällen der Grossen, die mit Heu gestopft wurden, wenn die Blase die Luft gar nicht mehr halten wollte.
Mit dem Vorsitzenden Julius Dietzen begann Mitte der zwanziger Jahre in der "Deutschen Jugendkraft" der organisierte Fussball und "Fortuna" wurde 1927 erstmals Gruppensieger, was wohl heute dem Staffelsieger gleichzusetzen ist.
Ab 1927 übernahm Robert Herbrand das Zepter im Sportverein. Für ihn keine leichte Aufgabe, waren doch die Mittel sowieso knapp; die Wirtschaftskrise und der "Schwarze Freitag" liessen keine grossen Sprünge zu. Aus der Folgezeit, in der man bis 1933 im "Eifel-Sport-Verband" spielte, stammen noch Spielerpässe, die aus der Saison 32/33 jedes Spiel mit Schiedsrichternummer nachweisen. So spielte der Spieler Adam Dietzen von Oktober bis Ende März bei 15 Begegnungen mit. Zu den Auswärtsspielen (Laubach, Müllenbach) fuhr man mit der Bahn und ging weiter zu Fuss oder fuhr per Fahrrad "Gangschaltung einfach" nach Faid, Driesch, Cochem oder sogar nach Düngenheim und man erzählte, dass, als der Spieler Karl Reif seinen Lieferwagen als Transportmittel zur Verfügung stellte, auch ab und zu geschoben werden musste.
Senioren um 1930von l. n. r.: Heinrich Schmitz, Karl Reif, Karl Schmitz, Josef Gilles, Peter Esper, Adam Dietzen, Josef Dietzen, Nikolaus Dietzen, Anton Dietzen, Johann Neumann, Heinrich Schröder, Josef Gilles
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In dieser Zeit wurde in Eigenleistung ein Sportplatz an der Dauner Strasse erstellt. In Handarbeit hoben die Männer Gräben zur Entwässerung aus und mit dem Kuhgespann wurden "Abfallbrocken" aus der "Sandkaul" beigekarrt. Die Kosten für den Sportplatz beliefen sich auf 95 Reichsmark. Der Sportplatz entsprach jetzt den gültigen Massen.
Bei den regelmäßig durchgeführten Sportfesten versuchte man sich auch in Disziplinen der Leichtathletik. Nach dem gemeinsamen Kirchgang trat man zum 100-Meter-Lauf, Hoch- und Weitsprung an und man lief sogar eine 3000-Meter-Strecke, die vom Sportplatz an der Dauner Strasse zum Maibüsch ging, dann zurück über die Provinzialstrasse bis "an die Schadell" (Höhe Grundschule) und wieder zurück.
Nach dem Mittagessen fanden dann die Fussballspiele statt und anschließend wurde gefeiert, denn Kostverächter war man auch zur damaligen Zeit nicht.
Um die Vereinskasse ein wenig aufzufüllen, fanden sich von Anfang an und ziemlich regelmäßig bis zum Kriegsausbruch im Saal von "Schmittmatthese" ein paar der männlichen Mitglieder des Vereins nebst Frauen und Freundinnen zum
Theaterspielen zusammen. Die Musikgruppe Schmitz unterstützte die Schauspieler tatkräftig. Titel wie "Der Henkerssohn und die Zigeunerin", "Die Wilderer" oder "Solange dein Mütterlein noch lebt" (Die
Textbücher sind heute noch vorhanden) lassen kaum erahnen, dass es sich um ergreifende Stücke gehandelt hat, die manche Zuschauer zur Rührung zwangen.
Als der Verein 1933 dem "Nationalsozialistischen Sportbund" beitreten musste und den Namen NS-Fortuna bekam, hatte das auf den Sport in Ulmen keinen Einfluss, wenn man es auch "oben" als nicht negativ betrachtete, dass
im Vorstand ein "Parteimitglied" saß. Traurig war man aber, als man sich zur Zeit des "letzten Aufbäumens" von allen Pokalen trennen musste, die, wie manche Kirchenglocke, zur "Verteidigung" eingeschmolzen wurden.
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Senioren um 1937
v.l.n.r. vorne: Theo Reif, August Dreis, Theo, ?, Rudi Häb(Schönbach), Paul Mohr
hinten: Nikolaus Schmitt, Adam Dietzen, Alois Mainzer, Alois Hahn, Nikolaus Mohr, Alex Schmitz
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Anfang des Jahres 1940, als die letzten jungen Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden, ruhte notgedrungen die Aktivität im Verein. |